Die Hauptstadt Usbekistans mit ihren 2,4 Millionen Einwohnern ist vor allem durch die sowjetische Architektur der 70 Jahre geprägt. 1966 musste Taschkent (usbekisch
Toschkent) nach einem verheerenden Erdbeben wieder aufgebaut werden. Durch die Bauprojekte der letzten Jahre wird versucht, der Stadt ein modernes und usbekisches Gesicht zu geben. In Taschkent ist die Spannung zwischen Europa und Orient am besten spürbar. Hier beobachtet man verschiedene und knappe Designermode tragende junge Frauen nebeneinander. Nicht weit von den Lehmhäusern der
Altstadt steht der neue gläserne Sportkomplex des Präsidenten.
Taschkent liegt in den westlichen Ausläufern des
Tienshan bei klarem Wetter kann man die schneebedeckten Gipfel sehen.
Es ist eine warme Stadt, sieben Monate gibt es kein Frost, auch nur wenig Schnee. Die Temperaturen erreichen Höchstwerte bis zu
+44 nach Celsius, im Winter aber auch Tiefstwerte bis zu -30 nach Celsius. Die meisten Niederschläge fallen im Winter und Frühling.
Stadtgeschichte
Schon im 4. bis 3. lebten auf dem Gebiet des heutigen Taschkent – wörtlich Stadt (kent) aus Stein (tash) - Menschen. In den unterschiedlichen historischen Quellen triff man auf verschiedene Ortsnamen: Dschadsch, Tschatschkent, Schaschkent, Binkent. Im 11. Jahrhundert wird der Ort in geographischen Handschriften zum erstmal Taschkent genannt.
Timur errichtete hier eine mächtige Festung, nach ihm regieren verschiedene Herrscher.
Während der Herrschaft der Schaibaniden, die das erste usbekische Staatswesen begründet, gelang Taschkent der Aufstieg zum Handels- und Handwerkszentrum. Nach dem Sturz der Dynastie wurde die Stadt zum Streitobjekt verschiedener
kasacischer Chane, bis sie schließlich im Jahre 1723 von Nomaden aus der westlichen Mongolei, den
Dschungaren, unterworfen wurde. Taschkent konnte jedoch seine wirtschaftliche Stärke bewahren und intensivierte seine Beziehungen zu Russland. Nach der Befriedigung von den Dschungaren wurde Taschkent 1796 Hauptstadt eines gleichnamigen Staates. Dieser Staat unterhielt ein eigenes Heer, prägte eigene Münzen und betrieb eine eigene unabhängige Ihnen- und Außenpolitik. Damals war Taschkent nach Buchara die zweitgrößte mittelasiatische Stadt. Auf 12 Quadratkilometern lebten 40000 Einwohner.
Es gab unterschiedliche Handwerksbetriebe: Seidenstoffherstellung, Spinnereien, Kunsthandwerke, Schmiedenhandwerk, Goldstickerei. Auf mehreren Basaren wurden auch Erzeugnisse aus Indien, China, Buchara, Afghanistan, Russland und Persien gehandelt. Im Jahre 1814 verlor Taschkent seine staatliche Unabhängigkeit und gehörte von nun an zum Besitz des
Chanats von Kokand. Aber immer wieder gab es Aufstände gegen die Kokander Statthalter. Der Weber Jussuf entfesselte einen vierzehntätigen, besonders artnackigen Aufstand, der aber niedergeschlagen wurde. 1865 schloss sich Taschkent dem russischen Reich an und befreite sich somit von Kokand. Am 30. Juni 1865 wurden die Schlüssel der 12 Stadttore feierlich dem Militärgouverneur des Gebietes Turkestans überreicht. Alle Schlüssel waren aus reinem Gold, ihre Nachbildungen sind Heute im
Museum der Geschichte der Völker Usbekistans zu sehen. Die Stadttore sind nicht mehr erhalten.
(Anmerkung: Man sagt, dass die Übergäbe der
Schlüssel erfolgte in
Chimgon. Da wurde die russische Truppen einquartiert. Diesen Platz nennt man bis Heute „12 Schlüssel“.)
Zwei Jahre später wurde Taschkent Verwaltungszentrum des Generalgouvernements
Turkestan mit 80000 Einwohnern. Der wichtigste Basar lag in der Stadtmitte auf dem Registan: eine regelrechte Handelsstadt mit 2292 Läden. Die Gänge zwischen den Läden hatten wegen der heißen Sonne ein Schutzdach, eine Besonderheit des
Taschkenter Basars. Der Hauptbasar ist bis Heute so erhalten geblieben. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Taschkent von einem Reisenden so beschrieben: „Den Zentralteil der Stadt nahmen ausgedehnte überdachte Basare mit Tausenden Läden ein. Rings um die Läden erstreckten sich eng bewohnte Quartale, die von schmalen unregelmäßigen Gassen durchschnitten waren. Auf diese Straßen ging kein einziges Fenster, so dass sie äußerst langweilig und trostlos aussahen.“ Durch die Angliederung an Russland wurde nicht nur der Handel, sondern es begann auch Industrialisierung. Im Jahre 1912 hatte die Stadt 210000 Einwohner, und in der Altstadt standen 21000 Lehmziegelhäuser an schmalen Straßen: ein verwirrendes Labyrinth. Die russische Stadtplanung ist dagegen einfach: sternenförmig, symmetrisch, überschaubar, laufen die Straßen auf ein Zentrum zu. Alles ist großräumig und klassizistisch angelegt.
Im März 1917 wurde Taschkent die erste Stadt in Turkestan, die einen Sowjet einsetzte. Als die Nachricht von der Oktoberrevolution - um zwei Wochen verspätet – eintraf, wurde sofort ein Aufstand organisiert und im April 1918 die
Turkestansche Autonome Sowjetrepublik gegründet. Nach der Beeinigung des Bürgerkriegs wurde 1924 die
Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik gegründet, deren Hauptstadt im Jahre 1930 Taschkent wurde. Im September 1931 wurde die erste sowjetische Baumwollerntemaschine produziert, von da an konnten 70% Rohbaumwolle damit geerntet werden. In der für die Sowjetunion der 30er Jahre typischen Euphorie ging man sofort davon aus, dass die mühselige Handpflückerei nun beendet sei und unbegrenzten Mengen gewonnen werden könnte. Die Neulandgewinnung um Taschkent nahm dadurch immer größere Dimensionen an; die Stadt wurde zu einem wirtschaftlichen
Zentrum
Mittelasiens, das Menschen aus der ganzen Region anzog.
Am 26. April 1966 wurde Taschkent von einem schweren Erdbeben heimgesucht, in dessen Folge es während eines ganzen Jahres Tausend weitere Erdstösse gab. Etwa hunderttausend Wohnungen waren unbewohnbar geworden und etwa dreihunderttausend Menschen obdachlos. Taschkent wurde nach einem Generalbebauungspan neu errichtet; um dem heutigen Unabhängigkeitplatz entstanden viele Grünanlagen und Springbrunnen.
Nach der Unabhängigkeit wurde Taschkent zur Hauptstadt der neuen Republik. Repräsentative gläserne Bauten entstanden, Parlament, Rathaus und
Timuridenmuseum wurden ganz traditionell mit blauer Kuppel gebaut. Mit dem Navoiy-Park entstand 1998 ein kleiner Vergnügungspark im
Zentrum der Stadt, die ihr sowjetisches Gesicht beibehielt – weit ausgedehnte Parkanlagen, viele Springbrunnen und breite Straßen.
Der Text ist aus dem Buch "Usbekistan entdecken" entlehnen.
Autor:
Judith Peltz.
Trescher Verlag www.trescherverlag.de
Anmerkungen von Darya Pitirimova.
Die Altstadt
Die Neustadt
Museen
Chimgon
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